gelingt das Weihnachtswunder?

Fünfte Runde im VW-Haustarif hat begonnen - Verhandlungen dauern an

16.12.2024 | Tarifparteien treffen in Hannover aufeinander - Ausgang noch nicht absehbar

Daniela und Thorsten (links im Bild) bei den Auftakt-Statements für die Medien.

Die Trillerpfeifen für den nächsten Streik liegen schon bereit ...

Hannover/Wolfsburg - Die Verhandlungen für unseren neuen VW-Haustarif sind am Montag in die fünfte Runde gegangen. Ob die diesmal in Hannover laufenden Gespräche endlich den ersehnten Durchbruch bringen werden, war am Abend noch nicht absehbar. Fest stand jedoch schon vor Beginn, dass das Aufeinandertreffen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite wenige Tage vor Weihnachten eine entscheidende Weichenstellung markiert: gelingt eine Lösung noch dieses Jahr oder eskaliert der Arbeitskampf im Januar 2025 weiter? Bei letzterem Szenario würde die IG Metall die nächste Streikstufe zünden

 

Die Tarifpartner um unseren Verhandlungsführer Thorsten Gröger (Bezirksleiter IG Metall) und Arne Meiswinkel (Personalvorstand Volkswagen AG) versammelten sich am Vormittag in einem Hotel im Nordosten der Landeshauptstadt. Wie üblich waren auch die Spitzen unseres Gesamtbetriebsrates um Daniela Cavallo sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter der Mitbestimmung dabei (siehe Infokasten unten).

Beide Seiten bekräftigten zu Beginn der Verhandlungen ihre Positionen in sogenannten Auftakt-Statements für die Medien. Während VW einmal mehr das altbekannte Lied über dringend nötige Kostenverbesserungen und Effizienzsteigerungen anstimmte, unterstrichen IG Metall und Betriebsrat noch einmal unsere roten Linien: keine Werksschließungen, keine betriebsbedingten Kündigungen und keine dauerhaften Einschnitte in den Haustarif - und zwar schon gar nicht beim Monatsentgelt. Hier fordert die Arbeitgeberseite bekanntlich zehn Prozent Einbußen plus das komplette Streichen der monatlich 167 Euro hohen Tariflichen Zulage. Echter Kahlschlag also, zumal auch weitere Einschnitte auf der VW-Agenda stehen, zum Beispiel die Abschaffung der Jubiläums-Zahlungen für 25 und 35 Jahre Betriebszugehörigkeit.

 

Am Montag in Hannover besprachen beide Seiten bis in den späten Abend hinein die Themen, und zwar in Runden mit wechselnder Besetzung - mal kleiner, mal größer, mal intern, mal gemeinsam. Dienstag sollen die Verhandlungen den Planungen zufolge weitergehen. Die Gespräche waren von Anfang an angelegt mit einer Dauer länger als einen Tag.

 

Bemerkenswert war noch, dass am späteren Nachmittag der Markenvorstand um Thomas Schäfer und außerdem Konzern-Personalvorstand und Arbeitsdirektor Gunnar Kilian in dem Verhandlungshotel auf der Bildfläche erschienen. Beobachter der Szenerie werteten diesen Umstand als Zeichen dafür, dass die Gespräche mit Runde fünf in einer entscheidenden Phase angelangt sind. Das gelte jedoch, so war am Montagabend aus Verhandlungskreisen zu hören, nur für die Bedeutung der fünften Runde generell und sei nicht als Zeichen dafür zu werten, dass die Parteien die Zielgerade in Angriff nehmen würden.

Wie es weiter hieß, war am späten Montagabend noch lange nicht absehbar, ob am Dienstag nun eher eine Annäherung oder eher ein Stocken der Gespräche realistisch sein könnte. Unklar war auch, ob die fünfte Verhandlungsrunde gleich an Tag eins in eine Nachtschicht gehen würde. Gegen 22.00 Uhr am Montagabend wurde jedenfalls noch immer verhandelt.  

 

 

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INFOKASTEN: Was ist der Haustarif und wer verhandelt ihn?

Unser Haustarifvertrag gilt für die sechs Standorte der Volkswagen AG (Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter, Wolfsburg) sowie bei Financial Services (Volkswagen Financial Services AG, Volkswagen Bank GmbH, Volkswagen Leasing GmbH, Volkswagen Versicherungsdienst GmbH, Volkswagen Versicherung AG, Volkswagen Insurance Brokers GmbH, Vehicle Trading International GmbH und die Volkswagen Financial Service Overseas AG), die Immobilien und der dx. one GmbH. Vom Haustarif profitieren etwa 120.000 Kolleginnen und Kollegen direkt und viele weitere indirekt, weil die IG Metall zum Beispiel in VW-Tochtergesellschaften eigene Tarifverträge "in Anlehnung an den VW-Haustarif" abschließt, die sich daran orientieren. Dazu zählt auch die Volkswagen Sachsen GmbH mit ihren Standorten Chemnitz, Dresden und Zwickau, die über einen Stufenvertrag bis 2027 schrittweise Teil der Volkswagen AG und damit des Haustarifs wird.

  

Die rund 100-köpfige Tarifkommission bei Volkswagen setzt sich aus Tariffachleuten und Gremienvertreterinnen und -vertretern zusammen. Mit dabei sind zum Beispiel die Betriebsratsvorsitzenden der Standorte rund um die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo und ihren Stellvertreter Jürgen Mahnkopf, Mitglieder der Vertrauenskörperleitungen, die Jugend- und Auszubildendenvertretung sowie weitere Spitzenfunktionäre der IG Metall wie etwa Bezirksleiter Thorsten Gröger, der für die Arbeitnehmerseite sowohl in der Fläche als auch im Haustarif bei VW der Verhandlungsführer ist. 

 

Neben der Tarifkommission gibt es auch die kleinere Verhandlungskommission. Sie bestreitet die Verhandlungsrunden und trifft dabei auf die Delegation der Arbeitgeberseite um deren Verhandlungsführer, VW-Personalvorstand Arne Meiswinkel. Zwischen der Verhandlungs- und Tarifkommission der IG Metall besteht während der Tarifrunden ein regelmäßiger, enger Austausch. So muss zum Abschluss eines neuen Tarifvertrages, den die Verhandlungskommission ins Ziel gebracht hat, die Tarifkommission noch zustimmen, bevor der Kompromiss wirklich beschlossene Sache ist.

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