Betriebsrat fordert für Stammwerk höhere Auslastung und weiteres E-Modell

01.10.2021 | Werk Wolfsburg droht zweites Jahr in Folge historisches Produktionstief

Erstes Morgenlicht trifft auf das Stammwerk (Foto per Drohne über Warmenau).

Corona-Krise, Halbleiter-Mangel, Kurzarbeits-Welle - und Elektrifizierung bisher erst 2026. Die schwierige Lage im VW-Stammwerk ist seit Monaten Thema in der Belegschaft, die sich zunehmend sorgt. Nun hat der Betriebsrat auch die Öffentlichkeit über die Situation informiert. BZ/WN und WAZ berichten ausführlich. Außerdem hat die Belegschaftsvertretung folgende Pressemitteilung veröffentlicht:

VW-Betriebsrat pocht auf Auslastungsziele für Stammwerk
und fordert für Wolfsburg weiteres Elektro-Modell deutlich vor Trinity

·         Werk Wolfsburg droht zweites Jahr in Folge ein historisches Produktionstief
·         Betriebsratsspitze verweist auf geltende Zusagen für hohe sechsstellige Jahresproduktion
·         Daniela Cavallo betont: „Der Standort braucht einen rascheren Weg in die E-Mobilität“
·         Corona- und Halbleiterkrise verschärfen Lage für Stammwerk – Belegschaft in großer Sorge


Wolfsburg – Der VW-Betriebsrat mahnt bestehende Auslastungszusagen für das Stammwerk an und fordert für die weltgrößte Autofabrik zudem einen schnelleren Weg in die E-Mobilität. „Die schwierige Lage im Werk Wolfsburg bildet einen klaren Schwerpunkt der laufenden Beratungen für die diesjährige Planungsrunde“, sagte die Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo am Freitag. Mit dem Abschluss der Planungsrunde Nummer 70 werden in etwa sechs Wochen die Investitionen in die weltweiten Konzernstandorte festgelegt. Die Beschlüsse reichen bis in die zweite Hälfte des Jahrzehnts.

Cavallo und ihr Stellvertreter Gerardo Scarpino verwiesen auf die besorgniserregende Situation im Stammwerk. Der Fabrik droht aktuell im zweiten Jahr in Folge ein seit der Nachkriegszeit historisches Produktionstief. Vergangenes Jahr kam die Fabrik nur auf knapp eine halbe Million Fahrzeuge. Dieses Jahr, ebenfalls geprägt von massiver Kurzarbeit, dürften es sogar noch einmal weniger werden.

Damit unterschreitet das Stammwerk nicht nur den jüngsten Zehn-Jahres-Durchschnitt von knapp 780.000 Autos pro Jahr erheblich. Auch die mit dem Unternehmen vereinbarten Auslastungszusagen liegen weit davon entfernt: So hatte der Vorstand mit dem Ende 2016 beschlossenen Zukunftspakt für das Jahr 2020 eine Auslastung von mindestens 820.000 Fahrzeugen im Stammwerk garantiert. Mitte 2018 stellte der Vorstand dann sogar das magische Ziel von einer Million Fahrzeuge in Aussicht – per Pressemitteilung. Cavallo zu den Ankündigungen: „Auch bereinigt um die aktuellen Negativfaktoren Corona und Halbleitermangel sind wir von diesen gemeinsam verabredeten Plänen weit entfernt.“

Die Belegschaft sei zunehmend besorgt. „Sie kennt solch lange Kurzarbeitsphasen nicht“, sagte Cavallo. Das gelte nicht nur, aber besonders auch für die Kolleginnen und Kollegen im Stammwerk.

Das Leuchtturm-Projekt Trinity, mit dem Mitte des Jahrzehnts ein gänzlich neues VW-Flaggschiff ins Stammwerk kommt, wird das Blatt auch nicht wenden. Der Produktionsstart für Trinity ist für 2026 in Aussicht gestellt. „Es ist an der Entwicklung der Zahlen schon abzusehen, dass der Trinity zur Auslastung des Werkes nicht ausreichen wird“, sagte Scarpino. Und Cavallo betonte: „Der Standort braucht einen rascheren Weg in die E-Mobilität.“ Es müsse sich dabei um ein „volumenfähiges Modell“ handeln.

Cavallo und Scarpino betonten, sie gingen davon aus, dass die anstehenden Gespräche mit der Unternehmensseite konstruktiv verlaufen und beide Seiten intensiv an Lösungswegen arbeiten werden. Cavallo: „Wir als Betriebsrat haben erste konkrete Ideen, die wir mit dem Unternehmen nun beraten.“

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