Keine vertrauensvolle Basis: IG Metall sagt Gespräche mit Amsel44-Aktivisten ab

14.08.2023 | Wolfsburg – Nach der Erstürmung der Wolfsburger IG Metall-Geschäftsstelle durch Verkehrswende-Aktivisten und einer Kampagne aus Falschnachrichten sieht die Gewerkschaft eine Grenze klar überschritten. Als Konsequenz hat die IG Metall ihre Pläne für einen Dialog mit der Gruppe „Amsel 44“ revidiert. Die Geschäftsführung der Gewerkschaft sagte einen bereits seit längerer Zeit für diesen Dienstag anberaumten Gesprächstermin mit den Protestlern ab.

„Als IG Metall sind wir grundsätzlich an einem breiten Austausch mit möglichst vielen Perspektiven interessiert, das gilt gerade auch für das Top-Thema Klimawandel und Mobilität der Zukunft“, teilte die Wolfsburger Gewerkschaftsspitze am Montagabend mit. Nach den jüngsten Vorkommnissen habe man aber erhebliche Zweifel sowohl am Dialogwillen des Bündnisses als auch an dessen Demokratieverständnis.

„Fake-Internetseiten, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Ultimaten und ein Drohszenario gegenüber unseren Beschäftigten – all das entzieht einem Auftakt zum Austausch die Grundlage“, sagten die zwei Geschäftsführer Christian Matzedda und Matthias Disterheft weiter. Besonders enttäuscht zeigten sie sich die Metaller von den Vorkommnissen vom Mittwoch vergangener Woche. Da hatten die Aktivisten das Gewerkschaftshaus gestürmt – teils vermummt. Zu allem Überfluss war dann auf den Mitteilungs-Kanälen der Verkehrswende-Gruppe, etwa auf deren Internetseite, über die Aktion im allerersten Satz zu lesen: „Aktuell überfallen Aktivist*innen mit turbulenten Aktionen das Wolfsburger IGM-Hauptquartier“. Seitens der IG Metall heißt es dazu: „90 Jahre nach dem Sturm der Nazis auf die Gewerkschaftshäuser, bei dem Tausende Gewerkschafter ums Leben kamen, von ‚Ultimatum‘ und einem Überfall zu sprechen, zeugt von Geschichtsvergessenheit.“

Für die Metaller ist das Maß voll, sie sehen aktuell keine vertrauensvolle Basis mehr für einen Austausch. „All das ist vor dem seit langem geplanten Gesprächstermin abgelaufen, zu dem wir für diese Woche eingeladen hatten. Doch nach diesen Ereignissen wollen wir persönlich den Dialog nicht intensivieren – und alles Andere könnten wir als Geschäftsführung auch unseren Beschäftigten und Mitgliedern nicht erklären“, so Matzedda und Disterheft.

Auch bei den drei von den Aktivisten übermittelten Forderungen sehen sie keine ernsthaften Ansatzpunkte. Nach dem Willen der Protestler soll die IG Metall ihre Gewerkschaftsarbeit basisdemokratischer gestalten, eine Verstaatlichung des Volkswagen-Konzerns durchsetzen und es sich zum Ziel machen, dass das VW-Stammwerk auf die Produktion von Zügen und Bahnen umgestellt wird. „Schon allein die Forderung nach mehr Basisdemokratie innerhalb der IG Metall zeigt, dass den Aktivisten das Grundverständnis für unsere Organisation fehlt. Denn genau das macht die IG Metall aus. Jedes unserer Mitglieder kann sich in unsere demokratischen Meinungsfindungsprozesse einbringen, um die Transformation in unserer Region aktiv sowie sozial und ökologisch fair zu gestalten“, so die Geschäftsführung.