MITBESTIMMEN! in neuem Format - Bernd schickt Grüße in die Grünheide

29.03.2021 | Nach 45 Ausgaben hat die BR-Zeitung MITBESTIMMEN! auf ein Magazin-Format gewechselt. Die erste Ausgabe erschien vor Ostern.h finden müsst, das gibt‘s bei uns schon längst.

Betriebsratsvorsitzender Bernd Osterloh hat sich im Vorwort der aktuellen Ausgabe zur Zukunft des Wolfsburger Stammwerkes geäußert - und auch einiges über den neuen Wettbewerber gesagt, der derzeit in Brandenburg seine Fabrik hochzieht. Hier der Wortlaut:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

kennt ihr die Schrauberzelle an der ML4? Da wird einem fast schwindelig beim Blick auf die vielen rasenden Roboter-Arme. Oder Halle 54, automatischer Frontend-Verbau – eine Spitzenleistung. Unsere Fabrik hat viele solcher Beispiele, die in Konzern und Branche die Messlatte höher legen: unsere automatisierte Tür- und Heckklappenmontage, die intelligente Spalt- und Bündigkeitsprüfung vor ZP8 und und und ... wir könnten damit eine ganze MITBESTIMMEN! füllen.

Unser Werk Wolfsburg kann Zukunft, ist Zukunft! Und menschenleer ist unsere Fabrik deswegen immer noch nicht geworden. Wird sie auch nie werden. Wir sind seit Jahrzehnten innovativ, wagen Neues, gewinnen Preise. Übrigens, ganz wichtig: Wolfsburg hat die wettbewerbsfähigsten Fabrikkosten hierzulande im gesamten Konzern, zusammen mit unserem modernsten Werk Zwickau.

Aber an manchen Stellen scheint das irgendwie nicht anzukommen, auch hier im eigenen Haus. Da wird das Stammwerk schlechtgeredet und gerne unser Erfolgsprodukt Golf gleich mit. Es heißt, in Wolfsburg müssten „dramatische Veränderungen“ her. Jüngst war sogar zu lesen, dass für unseren Golf „das Sterbeglöckchen bereits leise läutet“.

Manche meinen wohl, das Werk Wolfsburg sei ein marodes Automuseum mit angeschlossenem Fahrzeugbau, in dem Produkte und Beschäftigte kaum Zukunft haben. In jüngster Zeit wird diese Schlechtmacherei gerne verknüpft mit unseren neuen Wettbewerbern. Am liebsten mit dem, der in Brandenburg, in Grünheide, eine neue Fabrik auf die grüne Wiese setzt. Die Baupläne dort erinnern an einen Flughafen oder an ein Logistikdrehkreuz. Nicht an unser seit 80 Jahren gewachsenes Werk zwischen Kanal und Allerwiesen mit einer Großstadt drum herum. Grünheide, das soll Revolution sein. Mit Aludruckguss im Karobau, mit zehn Stunden verbrauchter Zeit pro Fahrzeug und am liebsten ohne Mitbestimmung.

Und wir hier in der Südheide? Ja, wir brauchen manchmal tatsächlich etwas länger. Zuletzt vor allem bei der Software. Vor einem Jahr missriet deswegen der Anlauf unseres Golf 8. Aktuell läuft der nicht, weil uns Teile fehlen. Jetzt kommt das Zukunftsprojekt „Trinity“ hierher. Reichweite, Ladetempo, Digitalisierung – Trinity wird nach dem Start unserer ID-Reihe neue Maßstäbe setzen. Es wird als ein Leuchtturmprojekt im Konzern den Erfolg unserer Kernmarke im Volumensegment fortsetzen.

Wir im Stammwerk können stolz darauf sein, dass Trinity hier stattfindet. Zufall ist das alles nicht. Wir haben uns das hart erarbeitet. Und ich bin überzeugt, dass Trinity hier im Stammwerk, neben TE und Konzernzentrale, bestens aufgehoben ist. Warum ich da zuversichtlich bin? Weil ich die Kolleginnen und Kollegen hier seit 44 Jahren kenne. Und weil ich um unsere besondere Verbundenheit mit der Marke VW weiß. Denn die Stärke einer Belegschaft, ihr Know-how, ihre Kreativität, ihre Erfahrung beim Steuern einer Fabrik, ihre Routine im Fehlerausbügeln und vor allem ihr außergewöhnlicher Einsatzwille als Teil der Volkswagen-Familie – all das wächst weder automatisch auf der grünen Wiese noch steigt es parallel mit dem Aktienkurs.

Von daher: Hallo nach Grünheide! Das, was ihr erst noch finden müsst, das gibt‘s bei uns schon längst.