13.03.2024 | In der Giga-Factory in Grünheide steht die Betriebsratswahl an - VKL aus Stammwerk wirbt für Tarifstärke der IG Metall
Wolfsburg/Grünheide - "Willkommen im Land der Mitbestimmung und Tarifverträge!" - mit diesem Satz hatte der damalige Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, in einem Interview Ende 2020 die Entscheidung von Tesla-Chef Elon Musk begrüßt, mit seiner Fabrik ins brandenburgische Grünheide zu kommen. Inzwischen ist die Fabrik des US-amerikanischen Elektrofahrzeug-Riesen am Netz - und es steht dort die Betriebsratswahl ins Haus. Natürlich tritt die IG Metall bei Tesla mit einer Wahlliste an, um die Arbeitnehmervertretung mit zu bilden.
Ganz im Sinne des Willkommens-Grußes von Jörg Hofmann haben nun die Vertrauensleute aus dem VW-Stammwerk die nahende Betriebsratswahl zum Anlass genommen, ebenfalls eine selbstbewusste Botschaft nach Grünheide zu senden. Vertrauenskörperleiter Florian Hirsch macht in einem Video klar: Dank der erfolgreichen Tarifarbeit der IG Metall rund um den VW-Haustarif verdienen die Werkerinnen und Werker in Wolfsburg locker 22 Prozent mehr als die Beschäftigten in Grünheide. Und das ist noch sehr defensiv kalkuliert! Denn Florian hat für seine Rechnung nur das Grundentgelt der Entgeltstufe 7 herangezogen und mit den entsprechenden Konditionen zur Jahressumme bei Tesla verglichen. Schon dabei ergibt sich fast ein Viertel Differenz. Allerdings: Bei VW kommen zusätzlich noch 1800 Euro pro Jahr aus der LOV (Leistungsorientierte Vergütung) hinzu, die seit 2021 auf dem monatlichen Höchstbetrag von 150 Euro für alle festgeschrieben ist. Außerdem gibt es bei VW im Haustarif noch den alljährlichen Tarifbonus, der jüngst bei 4735 Euro ankam.
Auch die VW-spezifischen Schichtzuschläge hat Florian in seinem Vergleich noch nicht mit herangezogen. Und Stefan "Gonzo" Stolzenburg (VKL-Mitglied für IT, Vertrieb und Qualitätssicherung) macht in dem Clip der Vertrauensleute noch auf zwei weitere, nicht eben unerhebliche Punkte aufmerksam: Für das spürbar geringere Einkommen müssen die Tesla-Beschäftigten auch noch drei Stunden mehr pro Woche arbeiten (38 statt 35). So ist es in Ostdeutschland vielerorts nämlich noch üblich. Allerdings schon nicht mehr an den drei sächsischen VW-Standorten Chemnitz, Dresden und Zwickau. Sie verschmelzen dank der starken Arbeit von Betriebsrat und IG Metall über einen Stufenplan bis 2027 mit der Volkswagen AG und gehen dabei schon jetzt schrittweise auf 35 Wochenstunden herunter.
Gonzo und Florian geben zusätzlich zu bedenken: IG Metall und Betriebsrat passen bei Volkswagen darauf auf, dass der Arbeitsdruck nicht überhand nimmt. So habe ein erhöhter Krankenstand bei VW zum Beispiel Einfluss auf das Produktionstempo, damit sich kein Teufelskreislauf daraus ergibt, dass die noch gesunden Kolleginnen und Kollegen die Arbeit der erkrankten Beschäftigten auffangen müssen.
Florian sagt abschließend zu all den aufgezählten Vorzügen und mit Blick nach Grünheide: "So kann das bei Euch auch laufen." Das habe natürlich die Voraussetzung, dass die IG Metall - so wie bei VW - demnächst die Mehrheit im Betriebsrat stellt.
Hier geht es zum Video (Download, 24 MB).
Über die Arbeit der IG Metall bei Tesla, die Betriebsratswahl und viele weitere Themen gibt es eine eigene Seite:
Übrigens: Es dürfte allein im Entgelt- und Manteltarifvertrag noch viele weitere Dinge geben, die für Abstand zwischen dem VW-Haustarifniveau und dem tariflosen Zustand bei Tesla sorgen. Urlaub etwa (in der Regel 30 Tage bei VW plus Heiligabend und Silvester immer frei, auch wenn sie auf Werktage fallen). Aber auch die attraktive betriebliche Altersvorsorge, die bei VW ebenfalls tarifvertraglich geregelt ist. Oder die starken Konditionen für Altersteilzeit. Oder die vielen Regelungen für die Ausbildung und das Duale Studium. Oder für Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Oder oder oder ...