Volkswagen will zweite Zellfabrik in Deutschland ins Ziel bringen

14.07.2021 | In Salzgitter entsteht bereits eine Giga-Fabrik für Batteriezellen. Nun steht fest: Hierzulande soll es ein zweites Werk für Batteriezellen geben. Im Ziel ist das allerdings noch nicht, es steht viel Arbeit an und es braucht auch kräftige Unterstützung aus der Politik. Für den Betriebsrat sind die Pläne wichtige Nachrichten – er macht sich seit Jahren für eigene Batteriefabriken stark.

Am Standort Salzgitter rollen schon die Bagger für die Zellfabrik (großes Foto). Nun sind die Weichen auch für eine zweite Zellfabrik in Deutschland gestellt. Doch im Ziel ist dieses Vorhaben noch nicht unter anderem braucht es Unterstützung aus der Politik. Daher lässt sich auch zum Standort für die hierzulande mögliche zweite Zellfertigung noch nichts abschließend sagen.

Volkswagen ist einer zweiten Zellfabrik in Deutschland einen entscheidenden Schritt näher gerückt. Wie Unternehmen und Betriebsrat am Dienstag im Rahmen der neuen „Strategie 2030“ mitteilten, soll hierzulande zusätzlich zur Giga-Fabrik in Salzgitter noch ein zweites Werk dieser Art entstehen.

Konkret ist folgendes verabredet:

Der Vorstand ist grundsätzlich bereit, im Rahmen seiner Batterie-Strategie eine weitere Zellfabrik in Deutschland zu realisieren. Für eine entsprechende Entscheidung über eine solche Investition sind die nötige Wirtschaftlichkeit und die politische Unterstützung durch eine künftige Bundesregierung ausschlaggebend. Der Vorstand wird entsprechende Möglichkeiten für einen deutschen Standort sondieren. Ziel sind wettbewerbsfähige Bedingungen, mit denen die zweite Giga-Fabrik hierzulande angesiedelt werden kann.
Des Weiteren ist festgehalten:

Die künftige Holdinggesellschaft „PowerCo“, mit der Volkswagen alle Aktivitäten rund um die Batteriezelle bündeln wird, wird ihren Hauptsitz in Salzgitter Die Beschäftigten in der Batteriezellfertigung der dortigen Giga-Fabrik bleiben auch zukünftig Beschäftigte der Volkswagen AG. Damit ist auch weiterhin gewährleistet, dass der Betriebsrat des Volkswagen-Standortes Salzgitter für die Beschäftigten in der Zellfertigung zuständig sein wird.
Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo sagt: „Das sind gute Nachrichten. Wir als Betriebsrat haben bereits mehrfach gefordert, dass hierzulande auch noch eine zweite Zellfertigung entstehen soll. Uns ist aber auch klar, dass dafür die Bedingungen stimmen müssen. Daher erwarten wir, dass der Vorstand die Arbeit an den nötigen Voraussetzungen für einen weiteren Standort mit Nachdruck vorantreibt, um auch die zweite Giga-Fabrik ins Ziel zu bringen. Wo immer es uns möglich ist, unterstützen wir entsprechende Gespräche. Es ist sehr wichtig, dass die VW-Heimat bei diesem Zukunftsthema weiter vorangeht. Dafür kämpfen wir seit langem: Der Betriebsrat hatte bereits zehn Jahre, bevor ID.3 und ID.4 an den Start gingen, eine Batteriefabrik gefordert. Inzwischen gehört die Batteriekompetenz als Kern zu unserer Konzernstrategie und die Giga-Factory in Salzgitter ist beschlossene Sache – mit klaren Perspektiven für unsere dortigen Haustarifbeschäftigten.“

Zu weiteren Punkten wie dem Campus Sandkamp für die TE und einem neuen Modernisierungstopf hatten Daniela Cavallo, Gunnar Kilian und Herbert Diess am Freitag einen Brief an die Belegschaft geschrieben. Er hat den folgenden Wortlaut:

Brief an die Belegschaft

Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

in den vergangenen Jahren haben wir in unserem Konzern mit seinen starken Marken erfolgreich das Fundament für die größte Transformation in seiner Geschichte gelegt. Volkswagen steht mittlerweile wie kein anderer klassischer Automobilhersteller für erfolgreiche Konzepte der Elektromobilität. Wir rüsten unsere Fabriken konsequent für die E-Mobilität um. Und wir haben ehrgeizige Pläne für die Fertigung von Batteriezellen. Schon heute verkauft kein anderer Automobilhersteller mehr Elektrofahrzeuge in Europa als wir.

In einem nächsten Schritt rüstet sich Volkswagen mit seinen Konzernmarken ebenso konsequent für die nächste Disruption der Branche: Digitalisierung. Software und software-getriebene Dienste, neue Mobilitätskonzepte und das autonome Fahren werden unsere Industrie noch stärker verändern als die Revolution auf der Antriebsseite. Auf dem Weg dorthin unternimmt Volkswagen mutig und zielstrebig die nötigen Schritte. Wir werden unseren nach wie vor unerlässlichen Kern eines von Technik und Qualität getriebenen Unternehmens entscheidend ergänzen. Zukünftig werden wir auch zum Kompetenzzentrum für Software und Digitalisierung. Das erfolgreiche Meistern dieses Wandels ist, ähnlich wie bei den Veränderungen in der Antriebswelt, eine Überlebensfrage für unseren Konzern.

Mit der Strategie 2030, die der Vorstand dem Aufsichtsrat heute vorgestellt hat, hat Volkswagen einen klaren Fahrplan für die anstehenden Veränderungen. Dabei ist es schon heute absehbar und auch unerlässlich, dass etliche Beschäftigte spätestens zum Ende des Jahrzehnts Veränderungen in ihren Arbeitsfeldern erleben werden. Das ist grundsätzlich auch nichts Neues für unsere Belegschaften. Volkswagen hat sich immer schon erfolgreich gewandelt.

Und weil wir rechtzeitig unterwegs sind, werden uns die Veränderungen vieler Arbeitsinhalte auch nicht überraschen, weil sie uns nicht treiben, sondern weil wir sie aktiv gestalten. Umso mehr werden damit die individuellen Veränderungsmöglichkeiten für die Beschäftigten zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. Entsprechend erforderlich für das Gelingen sind nachhaltige Konzepte in der personellen Transformation und die breite Qualifizierung der Belegschaften.

Daher geht Volkswagen diese Schlüsselstelle, die in der Strategie 2030 „People & Transformation“ heißt, entschieden an.

Vor diesem Hintergrund hat der Vorstand heute seine feste Absicht erklärt, eine Reihe von Projekten ins Ziel zu bringen.

In Wolfsburg entsteht in den nächsten Jahren mit dem „Campus Sandkamp“ ein neues Zentrum für die Technische Entwicklung. Die Investitionen für dieses interdisziplinäre Areal können rund 800 Millionen Euro betragen und werden in der Planungsrunde 70 berücksichtigt, die diesen Herbst vorgelegt wird. Der Campus Sandkamp gewährleistet die künftige Leistungsfähigkeit der Technischen Entwicklung am Standort der Konzernzentrale, in deren eigener Transformation zum Beispiel agile Entwicklungsmethoden an Bedeutung gewinnen und ein entsprechend modernes Arbeitsumfeld benötigen.
Ein Modernisierungsfonds investiert die kommenden fünf Jahre insgesamt 125 Millionen Euro (25 Mio. € jährlich) in die Standorte der Volkswagen AG. Dieses Geld fließt zusätzlich zu den bisher bestehenden Planungen und ist ausschließlich für Maßnahmen vorgesehen, die die Arbeitgeberattraktivität sowohl im direkten als auch im indirekten Bereich steigern und die Arbeitsumgebung verbessern. Investitionen in Fertigungsanlagen oder -abläufe laufen nicht über diesen Fonds. Über die jeweiligen Investitionsprojekte wird jährlich gemeinsam mit dem Betriebsrat entschieden.
Des Weiteren enthält die Strategie 2030 neue Weichenstellungen zur Batteriezellfertigung, über die Vorstand und Betriebsrat am kommenden Dienstagnachmittag Details bekanntgeben werden. Bereits heute lässt sich sagen, dass die Beschäftigten in der künftigen Batteriezellfertigung der Giga-Fabrik Salzgitter auch zukünftig Beschäftigte der Volkswagen AG bleiben. Damit ist auch weiterhin gewährleistet, dass der Betriebsrat des Volkswagen-Standortes Salzgitter für die Beschäftigten in der Zellfertigung zuständig sein wird.
Auch produktseitig sind entscheidende neue Weichen gestellt, die auf die Strategie 2030 einzahlen und Sicherheit für die Beschäftigung Eine besondere Herausforderung sind dabei die möglichen Schwankungen in den Volumen der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Um dieser Unsicherheit zu begegnen, haben Vorstand und Betriebsrat sowohl bei Audi als auch bei Volkswagen vereinbart, in halbjährlichen Reviews die jeweilige Situation an den Standorten zu bewerten und, falls nötig, Maßnahmen in die Planungsrunden einzusteuern.
Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

schon dieser Auszug macht deutlich: Unser Konzern mit seinen starken Marken meint es ernst mit der Transformation und bleibt dabei seinen Ansprüchen treu, als bester Arbeitgeber alle Beschäftigten mitzunehmen – denn das war, ist und wird ein entscheidender Erfolgsfaktor sein, um sich auch in Zukunft an der Spitze der globalen Automobilindustrie zu behaupten.

Die Details der Strategie 2030 werden kommenden Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt. Vorstand und Betriebsrat haben außerdem verabredet, dass über die Details der oben genannten Planungen – wie zum Beispiel zum Campus Sandkamp – in den kommenden Monaten ausführlich über die Kanäle der internen Kommunikation berichtet wird.

Mit freundlichen Grüßen

Daniela Cavallo                  Herbert Diess                     Gunnar Kilian