Erinnerung und Verantwortung

Auszubildende sprechen mit Ministerin über Auschwitz-Gedenkstättenarbeit

16.06.2023 | Julia Willie Hamburg empfängt die Delegation im Gästehaus der Landesregierung.

Das Engagement von Volkswagen für die Gedenkstättenarbeit in Auschwitz läuft auch vor Ort wieder auf vollen Touren: Mit Volkswagen-Auszubildenden aus Hannover, Wolfsburg und Poznan hat im März 2023 - nach der erzwungenen Corona-Unterbrechung - die Fortführung der Gedenkstättenarbeit des Volkswagen Konzerns gemeinsam mit Christoph Heubner und dem Internationalen Auschwitz Komitee (IAK) begonnen. Inzwischen liefen die ersten Nachbereitungen an - unter anderem mit einem Treffen bei Ministerin Julia Willie Hamburg.

Die 25 Auszubildenden wurden im Frühling gemeinsam mit ihren Ausbildern schon dringend in der Gedenkstätte Auschwitz erwartet. Denn über die lange Phase der Schließung der Gedenkstätte war viel Arbeit aufgelaufen. Die sollte nun mit neuer Intensität angegangen werden - gerade die breit angelegten Konservierungs- und Erhaltungsarbeiten in den Werkstätten des Museums und in den ehemaligen Häftlingsbaracken in Birkenau. Und so machten sich die jungen Menschen aus Wolfsburg, Hannover und Poznan nach der Begrüßung und der Einführung durch die Museums-Spitze mit großem Elan an die Arbeit: Sie halfen mit bei der Konservierung der Schuhe, die vielfach als einzige Spuren der ermordeten jüdischen Familien geblieben sind und sie reinigten das Emaille-Geschirr, das die Menschen in ihren Koffern mit nach Auschwitz gebracht hatten. Und nach den nachmittäglichen Führungen in der Gedenkstätte mit IAK-Vizepräsident Christoph Heubner wurde beim abendlichen Auswertungsgespräch nicht selten die Frage gestellt, wem wohl dieser Schuh gehört haben könnte und wer aus dieser Schüssel gegessen hatte.

Was war in Auschwitz in der Schüssel gewesen und was überhaupt war aus der Frau, dem Mann oder dem Kind geworden, das sie in der Hand gehalten hatte? Und aus diesen Gesprächen entwickelte sich der Wunsch der Azubis in einer Welt des zunehmenden Antisemitismus und des populistischen und rechtsextremen Hasses selber aktiv zu werden: Beeindruckt von den Aktivitäten und Worten Arnold Schwarzeneggers, der sich nach einem Besuch in Auschwitz in einem Video sehr deutlich gegen Hass und Antisemitismus  ausgesprochen hatte, beschlossen sie dem "Terminator" einen Brief zu schreiben und ein Video zu schicken, in dem sie über ihre Erfahrungen in Auschwitz berichten (Link zum Artikel).

In Berlin, Braunschweig und Hannover kamen jetzt die Auszubildenden mit ihren Betreuerinnen und Betreuern zur Nachbereitung des Projektes zusammen und mit erneutem Elan nutzten sie jede Möglichkeit über ihre Erfahrungen und das Engagement des Volkswagen Konzerns zu berichten: In Berlin trafen sie in der Schwedischen Botschaft mit den Diplomatinnen Karin Viklund und Botschaftsrätin Katarina Szecsi Abrink zusammen, die vom Engagement Schwedens gegen rechtsextremen Hass und Holocaust-Leugnung berichteten und den Jugendlichen beeindruckt und berührt zuhörten als diese sehr persönlich über die gemeinsame Arbeit der deutschen und polnischen Jugendlichen berichteten. Im Berliner Abgeordnetenhaus trafen sie als Ehrengäste einer Ausstellungseröffnung aud die Holocaust-Überlebende Ruth Winkelmann und das Ehepaar Michalski, die den Jugendlichen von ihrer Verfolgungsgeschichte erzählten- als sie so alt waren, wie die Jugendlichen heute sind. Höhepunkt der Nachbereitung war dann in Hannover das Gespräch mit der stellvertretenden niedersächsischen Ministerpräsidentin und Kultusministerin Julia Willie Hamburg, die die Azubis in das Gästehaus der niedersächsischen Landesregierung eingeladen hatte. Die Ministerin sitzt auch im Volkswagen Aufsichtsrat.

Ministerin Hamburg dankte den Jugendlichen für ihr Engagement und fragte nach den Erfahrungen und dem Sinn solcher Besuche: Möglichst jeder junge Mensch solle die Chance haben, eine Gedenkstätte zu besuchen, da waren die deutschen und polnischen Jugendlichen sich einig und Malte Dobberstein (19), Elektroniker für Informations- und Systemtechnik, war sich sicher: Der bloße Schulunterricht im Fach Geschichte könne einen solchen Aufenthalt in der Gedenkstätte nicht ersetzen. Sie seien reifer geworden und hellhöriger für gesellschaftliche Erscheinungsformen von antisemitischem und rassistischem Hass, betonte Lara Mohri (20), Kauffrau für Büromanagement und fügte zum Abschluss noch hinzu: Sie alle hofften, jetzt mit mehr Sensibilität und Zivilcourage fürs Leben ausgestattet zu sein und deshalb seien sie für diese Möglichkeit sehr dankbar. Ines Doberanzke, für die Gedenkstätten-Arbeit bei der Volkswagen AG verantwortlich, dankte Ministerin Hamburg für ihr Interesse und ihre Unterstützung und Christoph Heubner, als Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, betonte, welch hohe Wertschätzung die Arbeit der Volkswagen Auszubildenden bei den Überlenden des Lagers genösse: Das sei für sie "herzerwärmend" und motivierend.